Leica M9 – warum das denn?

Die Leica M9 gehört scheinbar zu den Kameras, die die Welt nicht (mehr) braucht. Was macht es für einen Sinn, durch einen Messsucher zu gucken, also gar nicht genau zu sehen, was man schließlich mit dem Sensor festhält, scheinbar umständlich manuell scharf zu stellen, ohne sich auf einen schnellen, beinahe perfekten Autofokus zu verlassen?

Leica M9
Leica M9

Die Antwort ist vielschichtig, aber erheblich: Ein Vollformatsensor, mit hoher Auflösung, in einer Kamera, die klein und handlich ist, zudem das Fotografieren entschleunigt und in wunderbarer Weise eine viel Jahrzehnte erprobte manuelle Bedienung erlaubt. Am Ende entstehen so weniger aber konzentriertere Fotos, verwoben mit der Aura einer Kameramarke, die Fotografiegeschichte geschrieben hat. Und da die „Aura“ in der Kunstwelt eine überragende Bedeutung hat, ist dies nicht völlig unwichtig, auch wenn man es denken mag.

Jahrelang bin ich mit fettem Equipment losgezogen, zuletzt mit einer Nikon D3x und Objektiven, die wie Waffen wirkten. Aufsehenerregend, aber für meine Zwecke der Fotografie völlig überzogen. Die Nikon D3-Reihe bietet geile Maschinen für Profis, die im Sport unterwegs sind oder Magazin- und Werbeshootings machen. Für die zurückhaltende Streetfotografie sind sie ungeeignet, für das Festhalten besonderer Kompositionen sind sie völlig oversized. Die kleine M9, mit einer überwältigenden Haptik und einem Understatement der besonderen Art, ist der optimale Begleiter für Fotografen, die mit dem Auge aufspüren, was festzuhalten sich lohnt. Die noch mit Licht zeichnen wollen, sich Zeit lassen und Mühe geben. Die wissen, worauf es angekommt – oder es zumindest wissen möchten.

Über den Preis lässt sich trefflich streiten. Aber dabei darf man nicht vergessen, dass man den jüngsten Spross einer Reihe von Ikonen der Fotografiegeschichte kauft. Manchmal muss man auch Emotionen nachgeben. Und wenn man das in diesem Falle tut, wird man in kurzer Zeit ein ganz besonderes Verhältnis zu „seiner M9“ aufbauen. Liebe kommt selten über Nacht, auch ich habe sie beim ersten Mal kopfschüttelnd beim Händler gelassen … sie dann später aber doch gekauft. Heute verstauben meine diversen Nikonteile und statt dessen ist meine M9 ist immer dabei. Und das Fotografieren macht noch viiiiiieeeel mehr Spaß. Wirklich.

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