Was gibt es aufregenderes, als raffinierter als das Finanzamt zu sein? Nun, für einige Menschen offensichtlich nichts. Ich rede nicht von den „kleinen Tricks“, die zwar keine sind, aber als solche kavaliersdeliktmäßig betrieben werden. Dazu zählt etwa, die tägliche Fahrt zur Arbeit, die 41 km lang ist, in der Steuererklärung mit 49 km anzugeben. Oder eine private Taxiquittung als geschäftliche Ausgabe zu buchen. Ich rede von denen, die sich für richtig clever halten, und Teile ihres Einkommens am Finanzamt vorbeimogeln. Sei es, in dem sie wie die big player Einkommen an Unternehmen fließen lassen, die nicht in Deutschland ansässig sind, oder indem sie die Jedermann-Variante wählen, und einfach Gelder vereinnahmen, für die keine Belege erstellt werden: gemeinsam sind sie Schwarzgeldproduzenten!
Fast könnte man meinen, es handele sich um eine Sportart, bei der derjenige gewinnt, der am meisten verheimlicht. Und es gibt jede Menge „Consultants“, die nichts anderes im Sinn haben, als den Schwarzgeldsüchtigen für viel Geld zu erklären, wie sie illegalerweise „Schwattkohle“ machen und bunkern.
Und da kommen wir auch schon zum Kern des Problems: Gehortetes Schwarzgeld ist nicht nur aus steuerrechtlicher Sicht sehr bedenklich, man kann damit de facto auch nicht viel anfangen. Wie wollen Sie mit Schwarzgeld eine Immobilie kaufen? Der Fiskus wird Ihnen früher oder später die Frage stellen, wo der Kaufpreis herkommt. Auch ein überzogener Lebensstil fällt gerne auf, sofern er nicht zum versteuerten Einkommen passt. Das bißchen Schwarzgeld des Kleinkneipenbesitzers dient dem täglichen (Über-)Leben, Mengen an Schwarzgeld des erfolgreichen Unternehmers sind ein sinnloses Spiel, bei dem man den Kampf gegen das Finanzamt (und damit gegen uns alle) aufnimmt. Sei diesen „Gamern“ versichert: am Ende verlieren sie dieses Spiel mit einer extrem hohen Wahrscheinlichkeit. Und das, um eine Vermögensart zu produzieren, mit der sich nicht viel sinnvolles anfangen lässt (außer es etwa – oft sinnlos – in Konsum zu stecken).
Bedenklich wird es, wenn man eine Firma im Ausland gründet (gerne „offshore“, am besten in gut erreichbaren und „urlaubsfähigen“ Niedrigsteuerländern wie Dubai) und sich sicher ist, nun alles richtig zu machen. Solche Briefkastenkonstruktionen, und haben sie auch einen Strohmanngeschäftsführer, führen nicht dazu, dass man in Deutschland Steuern spart – man hinterzieht sie einfach. Zudem: Selbst bei echten ausländischen Unternehmen haben sie als inländischer Gesellschafter die Dividenden kräftig zu versteuern, in der Regel in der Summe aller Abgaben höher als bei direktem Einkommen. Und lassen Sie sich nicht verkaufen, dass Sie in Deuschland wohnen und Erlöse, die durch Ihre Arbeit in Deutschland entstehen, von ausländischen Gesellschaften fakturieren lassen dürfen. Das ist steuerlich illegal. Immer.
Vertrauen Sie nur einem einzigen Tipp: Wenn Sie PERSÖNLICH Steuern sparen wollen, in dem Sie niedrige Steuersätze in einem anderen Land nutzen, müssen Sie Ihr Domizil in Deutschland VOLLSTÄNDIG auflösen und in dieses andere Land übersiedeln. Alles andere „gilt nicht“ … Und wenn Ihnen jemand für viel Geld einen anderen Weg anbietet, dann seien Sie gewiss, dass das zu zweierlei Konsequenzen führt: eine hohe Einnahme für den „Berater“ auf der einen Seite und eine juristisch hochproblematische Situation für Sie auf der anderen Seite.
Freuen Sie sich statt dessen, dass Sie in Deutschland Steuern zahlen müssen. Denn das bedeutet, dass Sie hier steuerpflichtig sind. Und das bedeutet, dass Sie hier leben dürfen, im vielleicht lebenswertesten Land der Welt. Viele möchten hier hin. Sie sind schon da. Und wenn Sie mit Interesse diese Zeilen lesen, vermutlich sogar erfolgreich. Also sage ich Ihnen eines: bleiben Sie gesund, denn mehr brauchen Sie offensichtlich nicht mehr. Schon gar keine Steuertricks, die Ihnen gefährlich werden – früher oder später.